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alternovum Ausgabe 2/2022

Aktivierung im KWA Luise-Kiesselbach-Haus

Die Bandbreite reicht von sensorischer Aktivierung bis hin zu mediengestützten Angeboten.

München, 06. September 2022

Auch in KWA-Pflegestiften zielt Aktivierung auf die Teilhabe des Einzelnen am täglichen Leben. In einer Welt zunehmender Digitalisierung können dabei auch Medien eingesetzt werden: wenn sie zu Gesprächen animieren oder den kommunikativen Austausch fördern. Doch die Bandbreite der kognitiven Fähigkeiten ist laut Ilona Enk enorm groß. Sie leitet im KWA Luise-Kiesselbach-Haus die Aktivierung und Betreuung, geht mit Beispielen auf die Mediennutzung ihres Teams ein – die jedoch Grenzen hat und durch sensorische Aktivierung ein bedeutsames Pendant findet.

Die sensorische Aktivierung findet primär im Einzel- oder Kleingruppensetting statt. Die Anregung der Sinne durch Klangkörper, Kräuter und Duftöle sowie der Einsatz von Tüchern, Federn und Massagebällen dienen der Stimulierung der jeweiligen Sinnesorgane. Die dadurch aktivierten Hirnareale lösen bei stark eingeschränkten Bewohnern einen Zustand der Wachheit aus. So können Gefühle von Freude bis Traurigkeit erlebt werden.

Insbesondere für Menschen mit Demenz ist sensorische Aktivierung wertvoll. Ein Förderpreis der Stiftung Altenhilfe der Stadtsparkasse München wurde in einen besonderen Pflegesessel investiert, der durch sanfte Musik und Schaukelbewegungen bei motorischen und psychischen Unruhezuständen Entspannung herbeiführt und so die Lebensqualität des Betroffenen deutlich verbessert.

Für Bewohner mit niedrigem Pflegegrad ist anderes gefragt. Da ist die 86-jährige Dame, deren Tochter in den USA lebt. Mit einem Smartphone und Videotelefonie wird sie dabei unterstützt, dass sie ihre Tochter sehen und sich mit ihr austauschen kann. Das ist für beide eine gute Sache: Weil Gesichter und Gesten oft mehr sagen als Worte. Andere Stiftsbewohner werden bei der Nutzung von digitalen Liefer- und Bestelldiensten unterstützt und erfahren dadurch nicht nur neue Entscheidungsspielräume, sondern auch Selbstbestimmung. 

Der Verlust von jahrzehntelang ausgeübten Aktivitäten – wie selbst einkaufen, Mahlzeiten zubereiten und den Haushalt führen – sowie der Verlust von Rollen und damit verbundenen Aufgaben löst ein hohes Bedürfnis nach einer biografischen Erzählkultur aus.

Videos und Musik sowie Fotos aus vergangenen Zeiten, die per Tablet gezielt eingesetzt werden, regen die Bewohner im Rahmen eines Gruppenangebots zu Erzählungen und kommunikativem Austausch an. Im Einzelsetting können bei stark beeinträchtigten Bewohnern Videos, Bilder oder Musik zur kommunikativen Brücke zwischen Bewohner und Betreuungsassistenz werden, wenn sie den Vorlieben und Interessen der jeweiligen Person entsprechen. Damit lässt sich eine biografische Erlebnisebene und eine entspannte Atmosphäre schaffen, die noch lange nachhallt.
 

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