KWA in der Corona-Krise. – Eine Einordnung durch KWA Vorstand Dr. Stefan Arend.
Die Fakten gleich auf den Tisch: In den Einrichtungen von KWA Kuratorium Wohnen in Alter waren in 6 von 17 Einrichtungen bisher insgesamt 114 Personen von einer Corona-Infektion betroffen: 62 Bewohner und 52 Mitarbeiter. 18 Bewohner sind mit einer Covid-19-Erkrankung verstorben. Dabei wiesen drei KWA Einrichtungen – in München bzw. im Landkreis München – mit insgesamt 58 infizierten Bewohnern im Vergleich zu anderen drei betroffenen KWA Einrichtungen (insgesamt lediglich 4 infizierte Bewohner) signifikant höhere Infektionszahlen auf. Ähnlich das Bild bei den Todesfällen. Hier gab es außerhalb der Münchner Einrichtungen nur einen Todesfall. 17 Bewohner mit einer Covid-19-Infektion starben in München. Das belastet und macht uns sehr traurig.
In insgesamt 9 KWA Einrichtungen wurde bei Mitarbeitern eine Infektion mit dem Corona Virus festgestellt. Auch hier war München so etwas wie ein Hotspot des Infektionsgeschehens. Außerhalb der bayerischen Hauptstadt gab es nur sehr vereinzelte Infektionsfälle, die jeweils auf Urlaubsreisen oder Kontakte mit Personen, die in den sogenannten Krisengebieten waren, zurückzuführen waren.
Der Höhepunkt des Infektionsgeschehens und die höchste Belastung für KWA lag in der dritten Aprilwoche. In dieser Phase waren 70 Bewohner und Mitarbeiter von einer Corona-Infektion betroffen. Wenn auch die Zahl der Todesfälle danach leider noch zunahm, so wurde gleichzeitig auch spürbar, dass Menschen nach einer Infektion auch genesen können. In dieser Stunde verzeichnen wir keine Covid-19-Infektionen mehr bei KWA.
Die Auseinandersetzung mit einem akuten Infektionsgeschehen ist nichts Außergewöhnliches für eine Senioreneinrichtung. So gehören Infektionsschutz und Hygienemanagement zu den Pflichtaufgaben. KWA hat diese Aufgaben in geteilter Verantwortung organisiert: In der Firmenzentrale werden von der Fachabteilung QPS die zentralen Infektionsschutzrichtlinien sowie die Epidemie- und Pandemiepläne bis hin zu den Desinfektionsplänen verfasst. Zudem gibt es eine enge Zusammenarbeit mit einem externen Fachinstitut. Diese Grundlagen, die regelmäßig evaluiert und geprüft und auch mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen abgeglichen werden, werden in den Einrichtungen vor Ort von speziell ausgebildeten und offiziell berufenen Hygienefachkräften umgesetzt. Dazu gehört auch, dass persönliche Schutzausrüstungen (PSA) für die Mitarbeiter zur Verfügung stehen, die bei einem Infektionsgeschehen in einer Einrichtung zum Einsatz kommen.
Beim Ausbruch der Corona-Krise ist vielfach der Eindruck entstanden, als ob deutsche Senioreneinrichtungen keine Schutzausrüstungen vorrätig hielten. Dem war nicht so. Das Problem war hingegen, dass mancherorts die vorhandenen Stückzahlen in den vom Virus betroffenen Einrichtungen nicht ausreichend waren, um die durch Corona notwendigen Schutzmaßnahmen über einen längeren Zeitraum sicherzustellen. Denn aufgrund von unterbrochenen Lieferketten aus Richtung China konnte – selbst von staatlichen Stellen – über Wochen hinweg kein Ersatz für die verbrauchten Materialien beschafft werden. Dies führte zu den allseits spürbaren Engpässen.
Um die Einrichtungen vor einem Eintrag des Virus zu schützen, wurden gleich Anfang März bei KWA alle Veranstaltungen, Kulturprogramme, Fort- und Weiterbildungen, Seminare und geschäftliche Meetings bis auf Weiteres abgesagt. Um alle notwendigen Maßnahmen zu koordinieren und für eine schnelle Umsetzung zu sorgen, bildete KWA eine Corona-Task-Force (CTF) sowie einen Redaktionsstab für die Krisenkommunikation. Die KWA CTF hat als eine der ersten Maßnahmen, noch vor Inkrafttreten der Anordnungen in den Bundesländern, eine Besuchseinschränkung in allen KWA Einrichtungen veranlasst. Diese Maßnahme, so sind sich die Verantwortlichen bei KWA einig, war der entscheidende Schritt und die wichtigste Maßnahme, um Bewohner und Mitarbeiter zu schützen.
Testungen auf das neue Corona-Virus waren und sind von größter Bedeutung im Kampf gegen eine Ausbreitung des Virus. Risiken können damit erkannt, Gefahren minimiert und die richtigen Schutzmaßnahmen in den Einrichtungen veranlasst werden. Auch wenn ein Test lediglich eine Momentaufnahme darstellt, können Schutzmaßnahmen nur auf der Basis von Testergebnissen zielgerichtet zum Einsatz kommen. Entgegen der landläufigen Meinung wurden und werden leider Mitarbeiter und Bewohner von Senioreneinrichtungen nicht per se auf eine Corona-Infektion hin getestet. Es ist von daher sehr zu begrüßen, dass Bayern jedem Bürger eine Testung in Aussicht stellt und für Senioreneinrichtungen wiederholte Reihentestungen durchführen will.
KWA war sich von Beginn an bewusst, dass mit den notwendigen Maßnahmen Freizügigkeit und Lebensqualität der Bewohner deutliche Einschränkungen erfahren und auch die Angehörigen vor große Herausforderungen gestellt werden. Etliche Angehörige sind in „normalen“ Zeiten fast täglich Gast in den Einrichtungen und sorgen sich durch Zuspruch und Handreichungen. Zudem verstehen sich die Einrichtungen von KWA als offene Häuser, die mit dem Sozialraum in vielfältiger Weise verknüpft sind. Das Ausbalancieren der Bedarfe und Bedürfnisse und die dafür notwendige intensive Kommunikation haben die Einrichtungen und die Mitarbeiter sehr gefordert. Der Spagat zwischen Schutz und gleichzeitiger Sicherstellung von Teilhabe, der Organisation von Normalität in Ausnahmezeiten ist und bleibt damit die größte und schwierigste Aufgabe.
KWA hat in den zurückliegenden Wochen viel Anerkennung, Verständnis und auch viel Solidarität erfahren. Dafür sind wir sehr dankbar und auch für kommende Zeiten gerüstet.
Um die Einrichtungen vor einem Eintrag des Virus zu schützen, wurden gleich Anfang März bei KWA alle Veranstal-tungen, Kulturprogramme, Fort- und Weiterbildungen, Seminare und geschäftliche Meetings bis auf Weiteres abgesagt.
Dr. Stefan Arend
Testungen auf das neue Corona-Virus waren und sind von größter Bedeutung im Kampf gegen eine Ausbreitung des Virus. Risiken können damit erkannt, Gefahren minimiert und die richtigen Schutz-maßnahmen in den Einrichtungen veranlasst werden.
Dr. Stefan Arend