Eine Geschichte von Detlev Weber.
Immer wenn ich den Text für eine E-Mail in mein I-Pad tippe, erinnere ich mich des Schreibmaschinenkurses, zu dem ich mich 1962 in Frankfurt angemeldet hatte. In der FAZ las ich von einem Kurs für Anfänger, die Schreibmaschinen wurden gestellt.
Schon während des Studiums hatte ich mir vorgenommen, eine Schreibmaschine zu erwerben und baldmöglichst die „Zehnfingertechnik“, wie sie meine Mutter immer noch beherrschte, zu erlernen.
Das Angebot kam mir sehr gelegen. Ich meldete mich zum nächsten Abendkurs an und erfuhr, bis dato der einzige männliche Teilnehmer zu sein. Das hätte ich mir denken können. Denn Maschinenschreiben war ein Privileg der „Mädchen“, wie sie damals in den Büros noch genannt wurden.
Der Kurs begann mit der Beschreibung der Schreibmaschine und der Zielerwartung, mit zehn Fingern blind schreiben zu lernen.
Um das Ende vorweg zu nehmen: Ich habe den Kurs nicht abgeschlossen. Mir wurde geraten, meine Teilnahme zu beenden. Grund: „Sie stören“. Ich wurde sozusagen rausgeworfen. Und das kam so: Nach den ersten Stunden erkannte ich, dass die Mädchen mir haushoch überlegen waren. Schließlich tippten sie bereits tagsüber im Büro und beherrschten somit das Maschinenschreiben von Tag zu Tag besser.
Bei den Schreibübungen konnte ich nicht mithalten. Während ich noch nach dem letzten Buchstaben suchte, hatten meiner Mitschülerinnen ihren Text bereits geschrieben. Ich saß in einer hinteren Reihe, die Mädchen um mich herum. Wie bekomme ich es hin, mit meinen beiden Nachbarinnen beim Tippen gleich schnell zu sein? Ich quatschte sie einfach an. Das lenkte sie ab und ich konnte aufholen.
„Bitte sprechen Sie nicht während des Unterrichts“. Auf diese Weise konnte ich sie nicht abbremsen.
Tags darauf legte ich Schokolade zum freien Zugriff neben meine Schreibmaschine. Mein Angebot wurde gerne angenommen und fiel erst am dritten Tag auf. Es störte natürlich wieder. Denn nicht nur die beiden direkten Nachbarinnen griffen nach der Schokolade. Die Unruhe um mich herum wurde sehr wohl wahrgenommen.
Der Kurs war für mich beendet. Der Störenfried war draußen.
Nun hatte ich mir schon eine „Olympia“ zugelegt und tippte und tippte mit einem Tippfinger erste eigene Texte. Derselbe Finger wurde erst mit dem Kauf meines I-Pad im Jahr 2014 wieder aktiv und tippt und tippt Mails und kleine Geschichten wie diese.