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alternovum Ausgabe 3/2021

Prof. Dr. Heinrich Vahrenkamp: Ein Platz für Kinder

Der Chemiker kümmert sich mit seiner Stiftung "A place for children" um Kinder in Südostasien. – Ein Beitrag von Jörg Peter Urbach

Bad Krozingen, 18. Dezember 2021

"Mein ganzes Leben besteht aus einer Aneinanderreihung von Zufällen". Mit dieser Erkenntnis leitet Heinrich Vahrenkamp die Gründungsgeschichte seiner Stiftung "A Place For Children" ein, die Kindern und Jugendlichen in Südostasien eine bessere Zukunft ermöglichen will. So war es Zufall, dass der emeritierte Professor der Chemie 2008 in Bangkok zu einer Vorlesungsreihe eingeladen wurde und sich in der freien Zeit "die Gegend anschaute". Und es war Zufall, dass er dann in der Tempelstadt Baghan in Myanmar der 11-jährigen Nin Nin begegnete – die "das Saatkorn für das gelegt hat, was man in dieser Welt machen könnte, nämlich durch Bildung einen Weg aus dem Elend ermöglichen."

Vahrenkamps Liebe zu Südostasien war bereits 1981 entfacht. Eine Liebe voller Widersprüchlichkeit. "Diese Welt ist so ganz anders als unsere, Schönheit und Grausamkeit sind gepaart – entweder lehnt man das ab oder man wird, wie ich, für immer gefangen." Der 81-Jährige war und ist vor allem von der "unvoreingenommenen Fröhlichkeit und Freundlichkeit der Menschen" fasziniert. Für ihn gilt: Je ärmer die Menschen sind, desto fröhlicher sind sie. "Reichtum tötet Menschlichkeit", ergänzt er. Um Kindern wie Nin Nin zu helfen, gründete der selbst kinderlos gebliebene Vahrenkamp 2012 seine Stiftung, die er fast ausschließlich mit eigenem Geld finanziert. Da die Stiftung keine Unkosten hat, erreicht jeder einzelne der bis heute eingebrachten 300.000 Euro das jeweilige Projekt. Für die Zukunft hat Vahrenkamp per Testament vorgebaut, ein großer Teil seines Vermögens geht an die Stiftung. "Die einen kaufen sich als Spielzeug ein Mercedes Cabrio und ich kaufe ein kleines Glück für 140 Kinder." Und Glück bringt die Stiftung beispielsweise den Teenagern des SMILE-Projekts in Luang Prabang, die über Stipendien in den USA studieren können. 

Doch es gab auch negative Erlebnisse zu verarbeiten. Der drastischste Vorfall ereignete sich 2014. Die Stiftung hatte in Mandalay für 90.000 Euro einen Kindergarten gebaut. Doch als Vahrenkamp zur Eröffnung anreiste, stand er vor verschlossenen Türen. Da Ausländer in Myanmar keinen Grundbesitz haben dürfen, war das Projekt über den CVJM abgewickelt worden. Mit einschneidenden Folgen: Der Abt des benachbarten buddhistischen Klosters duldete keine christliche Einrichtung. Ein schwerer Schlag, doch bei der Bewältigung hilft Vahrenkamp seine Erfahrung als Chemiker: "Wissenschaftliche Arbeit besteht zu 90 Prozent aus Misserfolgen. Man muss sehr leidensfähig sein. Chemie vermittelt Frustrationshärte."

Reichtum tötet Menschlichkeit.

Prof. Dr. Heinrich Vahrenkamp

Finanzielle Förderung ist nicht gleich Erfolg. So hat sein Schützling Nin Nin die High School nicht bestanden. "Aber das ist mir gleich. Ich habe sie natürlich immer noch sehr gern, war sie doch der Mensch, der mein Engagement geweckt hat", so Vahrenkamp. Heute fokussiert sich die Stiftung auf Kindergartenprojekte. "Nur mit frühkindlicher Bildung animiert man Menschen, schon früh im Leben die Frage nach dem Warum zu stellen." Auch weil Corona das Reisen unmöglich gemacht hatte, ist Vahrenkamps Sehnsucht nach Südostasien momentan sehr groß. "Wenn es die Möglichkeit gibt, werde ich reisen und eine Zeitlang vor Ort bleiben." Auch im Parkstift St. Ulrich, wo er seit Anfang 2021 lebt, hat er seine Stiftung bereits mit einem Fotovortrag über Myanmar vorgestellt. Das erste Foto zeigte – Nin Nin. 

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