Die Bewohnerin des KWA Kurstifts Bad Dürrheim fand durch Mode und Kunst zu einem erfüllten Leben. – Ein Beitrag von Sandy Binkowski.
Pinsel, Farben, Stifte, Kohle – Werkzeug, das bei Helene Graf in ihrem bisher 92-jährigen Leben nie fehlen durfte. „Als gewöhnliches Papier Mangelware war, haben wir auf Backpapier gezeichnet“, erinnert sich Helene Graf. Bereits als junges Mädchen lernte sie gemeinsam mit ihrem Cousin verschiedene Techniken von ihrem Nachbarn Peter Huber, dem bekanntesten Maler der Region.
Die Familie von Helene Graf betrieb ein bekanntes Schuhgeschäft in Zell am Hamersbach. „Das ganze Tal ließ sich ihre Schuhe in unserem Geschäft anfertigen“, betont Helene Graf.
Im Jahr 1950 begann sie ihre Ausbildung an der staatlichen Kunsthandwerkschule in Bonndorf und schloss diese nach drei Jahren als Mode- und Entwurfszeichnerin ab. Sie bekam Unterricht in Modezeichnung, Akt, Malerei sowie im eigenen Entwerfen von Kleidern und Bühnenbildern. Für gewöhnlich wäre eine abgeschlossene Schneiderlehre für den Beruf als Modezeichnerin Aufnahmevoraussetzung gewesen. Doch schnell erkannte man das einzigartige Talent der jungen Helene Graf.
Mit der Zeit begeisterte sie sich allerdings immer mehr für Landschaftsmalerei und Portraitieren: „Mein ganzes Leben durfte ich das tun, worauf ich Lust hatte“, so Helene Graf.
1956 zog sie gemeinsam mit ihrem Ehemann von Bonndorf nach Bad Dürrheim, wo sich Helene Graf als Künstlerin für Landschaften und Portraits einen Namen machte. „Das Malen von Orten und Menschen mit Acryl-, Aquarell- und Wasserfarben war schon immer meine große Leidenschaft“, erzählt sie mit Glanz in den Augen.
Meine Eltern, aber auch mein Ehemann haben für mich stets alles möglich gemacht, sodass ich mit Dankbarkeit auf ein erfülltes Leben zurückblicken kann.
Helene Graf, Bewohnerin des KWA Kurstifts Bad Dürrheim
1980 erfüllte sich Helene Graf einen ersehnten Traum: Sie besuchte die Sommerakademie in Salzburg, wo sie in der Fachklasse von Prof. Kurt Löb aus Amsterdam im Malen von Portraits unterrichtet wurde. So konnte sie ihr Talent und ihre Fertigkeiten noch weiterentwickeln.
In Bad Dürrheim selbst engagierte sich Helene Graf ehrenamtlich und war mit der Gemeinde eng verbunden. Besonders die Ausstattung und das Dekorieren von Fasnachtsbällen lagen ihr dabei am Herzen. „Für die Ursprungseinrichtung des bekannten Fasnachtsmuseums Narrenschopf bin ich verantwortlich und habe alle Ausstellungspuppen zusammengestellt“, erzählt sie stolz.
Zudem ist Helene Graf Mitbegründerin des Kunstvereins Villingen und seit 2014 sogar Ehrenmitglied des Kunstvereins Bad Dürrheim. Helene Graf blickt auf eine kreative Schaffenszeit zurück und möchte auch heute noch ihre Bilder im Kurstift ausstellen, um allen anderen Bewohnern die Schönheit dieser Welt und ihrer Menschen zu zeigen.