Hermann Hesselmann lebt mit seiner Frau im betreuten Wohnen am Hochwald in Bad Nauheim. Seine große Leidenschaft: Modellflugzeuge. – Ein Beitrag von Sieglinde Hankele.
„Ab März trifft man sich wieder auf dem Flugplatz“, sagt Hermann Hesselmann. In den Wintermonaten baut und experimentiert er in seinem Hobbykeller. In beiden Fällen geht es um Modellflugzeuge: seine große Leidenschaft. Etwa 30 hat er bisher gebaut, als Jugendlicher ein erstes Modell aus Holz. „Ohne Motor. Da hab‘ ich mich schon gefreut, als das einigermaßen vernünftig am Boden ankam, wenn ich es von einem Hügel fliegen ließ.“ In Oberhausen. Dort ist er geboren und zusammen mit einem Bruder aufgewachsen.
Als seine eigenen beiden Kinder noch klein und die beruflichen Aufgaben groß waren, war Hermann Hesselmanns Freizeit knapp bemessen. Das Modellbauhobby war für seine Frau und die Kinder nur bedingt reizvoll. Darauf nahm er Rücksicht. Allerdings ließ ihn die Begeisterung nie los. Ein Freund nahm ihn und seine Modelle hin und wieder mit zu einem Flugfeld, demonstrierte ihm dort die Flugeigenschaften.
Vom RCMC Düsseldorf zur Fliegergruppe Wölfersheim Södel
Selbst lernte Hermann Hesselmann das Fliegen seiner Modelle erst im Ruhestand so richtig. Beim Modellbauverein RCMC Düsseldorf hatte er einen guten Lehrer, der geduldig mit ihm übte. „Mit Anfang sechzig lernt man den Umgang mit einer Fernsteuerung nicht mehr so leicht.“ Doch viel üben brachte seine Modelle schließlich sicher in die Luft und auch wieder gut auf den Boden – meistens!
Seit Ende 2016 lebt er mit seiner Frau im betreuten Wohnen am Hochwald in Bad Nauheim. Seither teilt er sein Hobby in der Fliegergruppe Wölfersheim Södel. Trotz Know-how und viel Wissen über Technik und Physik bleibt die Steuerung ein Kampf mit dem Element Wind. „Und immer ein Abenteuer. Man weiß morgens nie, womit man abends heimkommt“, verrät Hermann Hesselmann. Da Segelflugzeugmodelle kein Fahrgestell haben, landen sie auf grüner Bahn auf dem Rumpf. Ein Maulwurfshügel ist dabei genauso tückisch wie ein Mauseloch: Beides kann zu Überschlägen und Schäden führen, die es dann wieder zu beheben gilt.
Vom Fliegen, Segeln, Gleiten und Landen
Hermann Hesselmann liebt Elektrosegler wie den „Albatros“. Bald will er seinen neuen in Betrieb nehmen: den „Helios“. Einen Elektrosegler bringt man per Fernsteuerung mit dem Motor auf eine bestimmte Höhe und versucht dann, ihn ohne Motoreinsatz segeln, gleiten und landen zu lassen. Landeklappen und Höhenruder sorgen dafür, dass die Landung gelingt.
All seine Modelle haben etwas Besonderes: Seinen „Albatros“ kann er aufgrund der tiefen Flügel mit den Querrudern und den Landeklappen bei Bedarf im Schritttempo fliegen und landen. Sein „Easy Star“ trägt auf dem Rücken eine Druck-Luftschraube, und verträgt dadurch auch unsanfte Landungen. Sein Modell „Inside“ tut sich durch sechs Klappen hervor, wovon vier Querruder enge Kurven ermöglichen, sodass der Aufwind besser genutzt werden kann.
Wie sich Modellbau weiterentwickelt hat
Die Modelle selbst wurden zunächst nach Bauplänen gebaut, später entwickelten Ingenieure und Konstrukteure Bausätze, die zur Serienreife gebracht wurden. Hermann Hesselmann hat Korpus und Flügel mit viel Fingerspitzengefühl zusammengebaut, beplankt und bespannt – und ihnen mit dem Einbau von Technik Leben eingehaucht. Die Fernsteuerungen sind heutzutage kleine Computer, auf denen man seine eigenen Modelle hinterlegen und individuell steuern kann.
In puncto Antrieb sind die kleinen, unbemannten Flugzeuge ihren schweren großen Brüdern deutlich voraus: Seit gut 20 Jahren haben sich Elektromotoren durchgesetzt. Seitdem hört man nur noch Propellergeräusche. Vorher waren auch 2- oder 4-Takt-Verbrennungsmotoren verbaut worden, die mit einem Gemisch aus Methanol und Rizinusöl oder mit Benzin betrieben wurden. Doch der Lärmpegel begrenzte die Einsatzmöglichkeiten, außerdem war die Verschmutzung der Modelle und Hände durch Treibstoffrückstände nicht angenehm.
Modellbau war für Hermann Hesselmann immer ein Ausgleich zum kaufmännischen Beruf. Dabei konnte er sich zurückziehen und sich mit handwerklichen und technischen Aspekten auseinandersetzen. Vor dem Ruhestand leitete er zuletzt eine Abteilung einer Immobiliengesellschaft, war viel unterwegs und mit Objektfinanzierungen befasst.
Was dem "Silver-Ager" eigentlich besser gefällt? Das Bauen oder das Fliegen von Modellen? Beides gleich gut. Insbesondere auch der Austausch mit Vereinsfreunden.
Hermann Hesselmann