Künstler und VIP zum Anfassen. – Ein Beitrag von Sieglinde Hankele.
Als Stiftsdirektor Ortwin Kirchmeier sein erstes Sommerfest im Berliner KWA-Wohnstift erlebte, war dies für ihn eine Initialzündung: Weil er erkannte, wie gut sich der attraktive Stiftspark für alle Arten von Veranstaltungen eignet. Dass dieser Gedanke schon in 2020 Wirklichkeit werden würde, ahnte er 2019 noch nicht. Doch die Corona-Restriktionen beflügelten diesbezügliche Ideen und sein ganzes Team packte mit an, um den ersten Outdoor-Kultursommer auf die Beine zu stellen und zum Laufen zu bringen. Wirklich alle hatten Lust darauf, der ganzen Welt zu zeigen, dass man in Berlin auch bei Widrigkeiten erfolgreich sein kann. Immer mit dem klaren Ziel vor Augen, den Bewohnern vor der Tür etwas Besonderes zu bieten, wenn schon im Festsaal und in der Stadt selbst kaum etwas stattfinden konnte. Und zumindest ganz KWA blickte bewundernd nach Berlin, als im Sommer 2020 im Park des KWA-Wohnstifts ein regelrechtes Feuerwerk an Kultur-Highlights gezündet wurde.
Dialoge im Park mit bekannten Persönlichkeiten wie dem einstigen FDP-Schatzmeister Hermann Otto Solms, der VDK-Präsidentin Verena Bentele und der Literaturkritikerin Thea Dorn beförderten Interessantes zu Tage. Im Wechsel dazu spickten Konzerte auf hohem Niveau das Kulturprogramm. Zum einen spielten Shooting-Stars wie Julia Daiger und Jacob van Schalk von der Universität für Künste klassische Musik. Zum anderen waren auch Jazzklänge zu hören, so zum Beispiel von Jan Kaiser, der in der Szene schon einen guten Namen hat. Marina und Michael Kaljushny boten Beschwingtes sowie Entertainment. Auch ein Ensemble des Berliner Symphonie Orchesters war zu Gast. „Wir haben unser Veranstaltungsprogramm deutlich breiter aufgestellt als früher und wollen die Vielfalt auch künftig beibehalten, damit möglichst viele Bewohner auf ihre Kosten kommen“, sagt Ortwin Kirchmeier. Mit Lesungen im Park wurde Literatur eingeflochten. So soll das auch bleiben.
Und so ähnlich wie voriges Jahr ging es – nach wetterbedingt zögerlichem Start im Frühjahr – jetzt im Sommer 2021 weiter, mit einigen Optimierungen: unter anderem wurde die Musikanlage ausgebaut. Bald schon soll die Bühne – eine Plattform, die einen Bachlauf überbrückt – größer werden. Auch an eine Überdachung denkt Kirchmeier, doch das ist noch „Zukunftsmusik“.
Ein erster Höhepunkt in diesem Juni war das musikalische Schauspiel von Hajo Mans. Im überaus unterhaltsamen Bühnenstück „Welcome Home Elvis“ stellte der Schauspieler, Autor und Sänger in der Theatershow, mitten im Grünen, die Rivalität von Frank Sinatra und Elvis Presley dar, indem er sie in ihrer Künstlergarderobe reden, sinnieren und singen ließ. Die Story basiert auf einer wahren Begebenheit im Vorfeld eines gemeinsamen Auftritts der beiden amerikanischen Superstars. Nur wenig später brachte das Kalliope-Team unter der Leitung von Gisela M. Gulu im Stiftspark für Liederfreunde und Freunde spannender Geschichten Erstaunliches über die Beziehungen von berühmten Menschen und bekannten Liedern zu Gehör. Unter dem Titel „Thomas Mann und der Lindenbaum“ nahmen sich die Schauspieler nicht nur den Literaturnobelpreisträger vor, sondern auch Heinrich Heine, Mark Twain, Regine Hildenbrandt, Bertolt Brecht und Manfred Krug: sehr charmant und amüsant, und natürlich auch wieder mit Live-Gesang.
Dialoge im Park – mal mit dem Berliner Oberstaatsanwalt Ralph Knispel, mal mit der Geschäftsführerin der Freien Volksbühne Berlin Alice Ströver, ein andermal mit KaDeWe-Chef Timo Weber – würzte der Journalist Reinhard von Struve als Moderator mit besonderen Fragen, die teils zu überraschenden Antworten führten. Die musikalischen Open-Air-Darbietungen umfassten im Frühsommer unter anderem „Berlinessen“ des Duos Orpheo, aber auch „Poesie mit Musik“ von Rosa und Jonathan Tennenbaum. Und der Sommer ist noch lange nicht zu Ende.
Das Format „Kultur im Park“ soll in jedem Fall ein fester Bestandteil des Stiftslebens bleiben. Auch nach Corona. Dann können hoffentlich auch wieder Gäste teilnehmen. Menschen, die sich dem Stift verbunden fühlen oder sich für Stiftsleben interessieren. Denn um ein Kennenlernen und um Austausch in schöner Atmosphäre geht es bei diesem Format auch. Was eine Besonderheit im Vergleich zu großen Bühnen ist: Die Künstler und Prominenten kann man am Rande des Auftritts bei KWA auch individuell ansprechen und so ein klein wenig kennenlernen.