Die Baden-Badener Kulturmeile sucht ihresgleichen. – Ein Beitrag von Jörg Peter Urbach.
Die Bewohnerinnen und Bewohner im KWA Parkstift Hahnhof sind echte Glückskinder. Denn Baden-Baden ist randvoll mit Hochkultur jeglicher Couleur. Musik, Kunst, Architektur und Kulinarik stehen hier nicht nur gleichberechtigt nebeneinander, sondern ergänzen sich im glänzenden Rahmen der mondänen Bäderstadt zu einem facettenreichen Porträt. Folgen Sie uns auf einen kulturellen Streifzug durch die „Capitale d‘été“, die Sommerhauptstadt Europas, die Bill Clinton in einem treffenden Bonmot wie folgt beschrieb: „Baden-Baden is so nice that you have to name it twice.“
Entlang der 3,5 Kilometer langen Lichtentaler Allee zeigt sich die grandiose Museumsmeile Baden-Badens, eingebettet in eine prachtvolle Park- und Gartenanlage. Hier erblüht Kultur – 24 Stunden lang, bei freiem Eintritt.
Am Beginn unseres Spaziergangs wartet das Stadtmuseum, das sich vor allem der wechselvollen Stadtgeschichte Baden-Badens widmet. Kostenlose Audioguides vermitteln 2.000 Jahre Baden-Baden. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt das 2004 eröffnete Museum Frieder Burda, das mit seiner lichtdurchfluteten Architektur als „Juwel im Park“ primär die Kunst der klassischen Moderne und des Expressionismus präsentiert. Der sich anschließende, neoklassizistische Bau der Staatlichen Kunsthalle ist die perfekte Plattform für den Dialog zwischen diversen Medien und dem Raum als solchem. Das Kulturhaus LA8 präsentiert Exponate aus Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts – und deren intensive Wechselwirkung. Das im Stil der Pariser Operá errichtete Theater Baden-Baden ist wohl einer der schönsten Theaterbauten Deutschlands: Schauspielkunst in historischer Kulisse. Im Kurhaus zeigen sich Glanz und Eleganz der Belle Époque – in Casino, Restaurant und Tanzbar.
Das Herz der Hochkultur in Baden-Baden schlägt im Festspielhaus, das mit seinen 2.500 Sitzplätzen zu den größten Spielstätten für klassische Musik in Europa gehört. 1997 entstand das vom Wiener Architekten Wilhelm Holzbauer entworfene Haus, das Opernhaus und Konzertsaal in einem ist, am Alten Bahnhof. Ein neoklassizistischer Bau bildet das Entree des Festspielhauses. Für die herausragende Akustik des Saals zeichnete der Münchner Ingenieur Karlheinz Müller verantwortlich. 1998 wurde das Festspielhaus feierlich eröffnet, doch das Zuschauerinteresse am neuen Haus war zunächst verhalten, das Bestehen gefährdet. Mit der Übernahme der Gesellschaftsanteile durch die Stadt Baden-Baden, einer Anschubfinanzierung und der Gründung der Kulturstiftung Baden-Baden wendete sich das Blatt jedoch zum Guten. 2002 schrieb das Festspielhaus erstmals eine schwarze Null und bestritt als erstes europäisches Opern- und Konzerthaus den Betrieb ganz ohne öffentliche Subventionen.
Internationale Pultstars wie Valery Gergiev, Christian Tielemann, Claudio Abbado und Kent Nagano begeistern das zunehmend internationale Publikum bei den Festspielen. In jährlich vier Festspielphasen und zusätzlichen Einzelveranstaltungen werden Klassik-Fans angesprochen. Doch auch gehobenes Entertainment und Jazz finden im Konzerthaus ihr Publikum in allen Generationen. Im September gastiert hier auch das New Pop Festival. Zum 20-jährigen Jubiläum 2018 konnte das Festspielhaus eine beeindruckende Bilanz vorlegen: Mehr als 120 Millionen Euro haben Stifter, Spender und Sponsoren mittlerweile in den Betrieb des Festspielhauses eingebracht. Die einstige Kurstadt hatte sich damit endgültig zur Kulturstadt gewandelt.
Dass Hochkultur in Baden-Baden auch in Pandemie-Zeiten eine zentrale Rolle spielt, zeigt die 2020 erfolgte Großinvestition in eine neue, digitale Audio- und Videoanlage für das Festspielhaus. Damit etabliert sich Baden-Baden als internationaler Festspielort auch medial langfristig. 22 Kilometer Glasfaser-, Kamera- und Datenkabel garantieren höchste TV- und Audiostandards. Und das Publikum vor Ort profitiert gleichfalls, ermöglicht die integrierte UHF-Technik doch ein barrierefreies Hören. Auch Menschen mit Hörschwächen können nun den Klangzauber genießen. Auch dann, wenn Künstler wie Kirill Petrenko, Paavo Järvi oder Lisa Batiashvili bei den Osterfestspielen 2021 musikalisch nach Russland blicken. Und wie jedes Jahr – seit 2013 – werden die Berliner Philharmoniker diesem Event dann einen ganz besonderen Glanz verleihen.
Siehe auch:
Festspielhaus – Stadtportrait – Museum LA8 – Museum Frieder Burda – Kurhaus