Aquarellmalerei im KWA Parkstift Aeskulap in Bad Nauheim. – Ein Beitrag von Sieglinde Hankele.
„Aber das Malen ist wunderschön. Es macht einen froher und duldsamer“, befand einst Hermann Hesse. Der Literaturnobelpreisträger war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Maler. Von seinen Bildern ließ sich die Aquarellmalgruppe des KWA Parkstifts Aeskulap anfangs inspirieren. Zunächst fünf Frauen und ein Mann.
Die Gruppe hat sich vor zwei Jahren von der Mandala-Malgruppe des Wohnstifts abgespalten, um gemeinsam zu aquarellieren. Heute sind sie zehn. Alle hoffen darauf, dass man den gemeinsamen wöchentlichen Maltermin bald wiederaufnehmen darf: sodass sie sich wieder gegenseitig Tipps geben und voneinander lernen können.
Das Telefonat mit Stiftsbewohnerin Heidemarie Hirschmüller, die von Anfang an dabei ist, fällt in die Zeit strenger Kontaktbeschränkungen. Sie erzählt von den ersten Pinselstrichen. Da die Vorkenntnisse der meisten aus der Schulzeit stammten, hat Mitbewohnerin Beate Plaue, die sich als Psychotherapeutin beruflich mit Malen befasst hatte, die Gruppe zunächst in die Farbenlehre eingeführt, mit Farbmischübungen begonnen, zudem über die Wirkung von Farben gesprochen: Schließlich spielen Farben eine zentrale Rolle in der Bildwirkung. Doch rasch wuchs der Wunsch, richtige Bilder zu malen. Lasieren, lavieren, granulieren, tupfen. „Inzwischen hat jeder seinen eigenen Stil entwickelt“, sagt Heidemarie Hirschmüller. „Ich erkenne sofort, wer was gemalt hat.“
Jeweils zu Beginn der Malstunde kann jeder einen Themenvorschlag einbringen. Gemalt wird das, wofür die meisten votieren. Unter den Motiven waren bisher: Landschaften, Seen, Berge, ein Sonnenuntergang, ein Vulkanausbruch, ein Harlekin, Blumen in einer Glasvase, eine Abendstimmung mit Booten und Spiegelungen, der Gartenteich des Wohnstifts und anderes mehr. Auch abstrakt wurde schon gemalt, beispielsweise mit der Vorgabe, die eigene Gemütslage zu visualisieren.
Meist wird jedoch nach Vorlage gemalt: Das kann ein Bild von einem bekannten Meister sein oder ein Foto aus einer Zeitschrift. „Manche versuchen, das möglichst genau zu reproduzieren, andere interpretieren bewusst frei“, berichtet die Stiftsbewohnerin. Während die einen sofort zum Pinsel greifen und in den anderthalb Stunden fertig werden, erstellen andere erst Skizzen, ehe sie mit Aquarellieren beginnen und an ihrem Bild in der Wohnung weiterarbeiten.
Heidemarie Hirschmüller war Sonderschullehrerin, hat auch Kunst unterrichtet. Doch einen pädagogischen oder therapeutischen Ansatz verfolgt die Gruppe nicht. Auch über das reine „aus Freude malen“ ist man längst hinaus. Deshalb wünschen sich die zehn jetzt Tipps „von einer richtigen Malerin“. Eine Zusage gibt es bereits. Sowie die Kontaktbeschränkungen es zulassen, wird die Künstlerin zur Aquarellmalgruppe kommen.
Im Moment ist Heidemarie Hirschmüller froh, dass sie sich „in dieser kulturlosen Zeit“ nicht nur durch Malen ablenken, sondern dabei selbst etwas schaffen kann. Gerne schaut sie sich auch Werke von Meistern an. Deshalb hofft sie darauf, dass bald wieder Exkursionen möglich sind – beispielsweise zum Städel Museum in Frankfurt. Oder in die Alte Oper, zum Konzertbesuch. Musik ist nämlich ihre ganz große Leidenschaft. Desgleichen: Gärten. In die Neugestaltung des Stiftsgartens hat sie sich mit Skizzen eingebracht.
Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar.
Paul Klee (1879-1940), Maler und Grafiker, Bauhaus-Lehrer