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alternovum Ausgabe 1/2021

Museum Quadrat

Kunst, Architektur und Natur im Einklang. – Ein Beitrag von Sieglinde Hankele.

Bottrop, 29. März 2021

Wer im Bottroper Stadtgarten spazieren geht, stößt über kurz oder lang auf Werke von international angesehenen Bildhauern. Auf „Zwei gegeneinander verschobene Halbkugeln“ von Ernst Hermanns oder auf „Archetype“ von Walter Leblanc. Diese und zwölf weitere Exponate stehen im frei zugänglichen Skulpturenpark des „Museumszentrums Quadrat“ und stellen sich nicht nur Wind und Wetter, sondern auch den neugierigen Augen Kunstinteressierter. Wobei Kunst hier eine Wechselwirkung mit der von Architekten gezähmten Natur eingeht.

Der vor hundert Jahren eröffnete Stadtpark ist durch axiale und geometrische Strukturen gegliedert. Die begehbare Blickachse beginnt an einem Torhaus und mündet in einem rechteckigen Wasserbecken, das von zwei Reihen aus Hainbuchen umgeben ist. Westlich und östlich des Parks liegen alte Waldstücke, die in den Stadtpark einbezogen sind. Eine hufeisenförmige Freifläche wird von einer Lindenallee gesäumt. Neben imposanten Bäumen finden sich im Park auch kleine verträumte Gärten – und als kulturelles Highlight nun schon seit beinah fünfzig Jahren ein Museumskomplex, der durch seine klare geometrische Formensprache besticht: das Museum Quadrat.

Das Museum besteht aus mehreren Gebäuden mit quadratischem Grundriss. Tatsächlich hat der Architekt – der langjährige Bottroper Stadtbaumeister Bernhard Küppers – mit dem Museumsbau den berühmtesten Sohn Bottrops gewürdigt: Josef Albers. Der einstige Bauhauslehrer und Kunstpädagoge ist unter anderem für die Bilderserie „Homage to the Square“ bekannt. Die Form des Quadrats bildete die Grundlage zur Wahrnehmung von Farbzusammenstellungen. Zu den Schätzen des Museums zählen mehr als 300 seiner Werke – viele aus einer Schenkung der Witwe Anni Albers. Die Schenkung war an den Wunsch gebunden, dass die Stadt die Bilder in angemessener Weise präsentiert. So kam es zum Erweiterungsbau, dem „Josef Albers Museum“. In einem quadratisch streng gegliederten Kunstraum aus Glas und Stahl sind Albers‘ Werke perfekt in Szene gesetzt.

Neben dem Josef Albers Museum gibt es das Museum für Ur- und Ortsgeschichte, mit der Eiszeithalle und der alten Bürgermeistervilla, sowie die Moderne Galerie, in der regelmäßig Wechselausstellungen internationaler Künstler zu sehen sind.

Einen Schwerpunkt der Modernen Galerie bildete bis in die späten 1990er Jahre die konstruktiv-konkrete Kunst, aber auch Ausstellungen zur Klassischen Moderne waren zu sehen. Seit 2003 erfuhr die Ausrichtung der Sammlung einen neuen Schwerpunkt. Die Ausstellungsreihe „Albers im Kontext“ zeigte besonders die Auswirkung von Josef Albers auf die ihm nachfolgende Generation in den USA, aber auch in Europa.

Der älteste Teil des Museumszentrums Quadrat, eine denkmalgeschützte alte Villa, beherbergt Sammlungen zur Natur- und Siedlungsgeschichte der Region und zur Ortsgeschichte der Stadt Bottrop. Seit 2014 wird die städtische Sammlung in neuer Konzeption gezeigt. Exponate sind unter anderem das Skelett einer Seekuh aus der Kirchheller Heide oder Werkzeuge aus der Zeit des Neandertalers.

Im Frühjahr 2022 wird im Quadrat ein großzügiger Neubau eröffnet, der durch eine Brücke an das Josef-Albers-Museum angeschlossen ist. Das neue Haus erfüllt alle Ansprüche, die Leihgeber heute voraussetzen, ehe sie einem Museum ein wertvolles Kunstwerk für eine gewisse Zeit überlassen. In der neuen „Josef Albers Galerie“ soll es Wechselausstellungen auf höchstem Niveau geben – zur Eröffnung werden freilich Werke des Namensgebers präsentiert: zu seiner Würdigung.

Kunst auf diesem Level ist nur möglich, weil Museumsdirektor Dr. Heinz Liesbrock sich seit 17 Jahren außerordentlich für das Museum engagiert. Er ist international bestens vernetzt und für seine Zuverlässigkeit geschätzt. Nur so kommt man an begehrte Werke angesehener Künstler. Und auch nur deshalb, weil es Liesbrock immer wieder gelingt, die notwendigen Fördergelder zum Betrieb und Unterhalt des Museums einzuwerben – von Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen aus dem Ruhrgebiet sowie von der öffentlichen Hand.

„Programmatisch bezieht sich das Museum Quadrat auf einen sehr weiten, ernsthaften Kunstbegriff. – Auch Josef Albers hatte auf Kunst immer eine geistig-transzendente Perspektive, war nicht auf einen bestimmten Stil beschränkt“, so Liesbrock. In der neuen Galerie will er auf der Basis einer zündenden Idee immer etwas Neues, Überraschendes zeigen. Was in Bezug auf Josef Albers überraschend sein mag: Für seine Kunst ist er erst in den 1960er Jahren berühmt und wohlhabend geworden – als er schon Mitte siebzig war.


Siehe auch:
Josef Albers Museum.Quadrat Bottrop
Josef Albers (Wikipedia)
Quadrat Bottrop (Wikipedia)

 

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