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alternovum Ausgabe 2/2022

Nachhaltigkeit in der Bildung

Gedanken von Robert Paulus, dem Schulleiter der KWA Fachschule für Heilerziehungspflege.

Pfarrkirchen, 04. Oktober 2022

Wer die Erklärung von „Nachhaltigkeit“ nachschlägt, findet ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung. Der Begriff, der ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammt, ist heute mit „umweltbewusstem Handeln“ insgesamt und nachwachsenden Rohstoffen verbunden. Bei „nachwachsend“ denke ich als Schulleiter auch an den Bildungssektor. Natürlich sind die Schülerinnen und Schüler keine „Rohstoffe“, sie sind auch mehr als nur begehrte Arbeitskräfte im sozialen Bereich. Tatsächlich kann eine Reduktion auf die berufliche Rolle nie den Anspruch erfüllen, den man mit einer nachhaltigen (Aus-)Bildung verfolgt.

SCHATZ RESSOURCEN

Menschen, die man gerne mag, bezeichnet man auch als „Schatz“. Noch größer gedacht gilt: Jeder Mensch ist ein Schatz für sich, reich an Fähigkeiten und Stärken, reich aber auch an Unzulänglichkeiten und Fehlern. Auszubildende können so manches noch nicht so, wie es sein könnte oder sollte. Da aber in jedem Menschen die Fähigkeit steckt, über sich hinauszuwachsen, ist hier das Potential eine wichtige Größe. Wie aber hebt man den „Schatz“, wie arbeitet man mit den vorhandenen Ressourcen und am Potential des/der Einzelnen?

SCHATZ LEBENSGESCHICHTE

Indem ich anerkenne, dass die Auszubildenden ein Leben „neben“ der Schule und der Arbeitswelt haben und die KWA-Ausbildung „nur“ ein Teil ihres Lebens ist, wird die in den Schulen geleistete Arbeit nicht gemindert. Leistungsorientiertes Arbeiten war und ist den Auszubildenden bekannt. Das hat seinen Wert, ist aber nur bis zu einem gewissen Grad nachhaltig: Nicht selten kommt es in rein leistungsorientierten Bildungssystemen zu dem, was man als „Bulimie-Lernen“ bezeichnen könnte. Anders bei KWA und an seinen Schulen: Natürlich wird auch hier Wissen abgefragt, aber die Verzahnung mit der Praxis und dem Leben insgesamt ist ein erklärtes und übergeordnetes Ziel. 

SCHATZ PERSÖNLICHKEIT

Die Schulung eines richtigen Blicks, einer adäquaten Einordnung und eines darauf abgestimmten Tuns im Miteinander führt zu einer nachhaltigen Bildung. Der Dreischritt „sehen – urteilen – handeln“ wird damit zu einem Leitmotiv, das nicht aus dem Lehrbuch stammt, sondern die Persönlichkeit der Schülerin und des Schülers miteinbezieht. Nur wer „geschulte“ Sinne für das hat, was in einem selbst und im Anderen vorgeht, kann zu einer guten Beurteilung der Lage kommen. Nachhaltige Ausbildung setzt damit bei der Persönlichkeit an und sensibilisiert; sie schenkt einen wacheren Blick auf die Mitwelt und auf die „Welt“ in einem selbst. 

 

 

Ein Wunsch von mir als Schulleiter

Sie, die dies lesen, bringen Ihre Lebenserfahrung – zum Teil die von mehreren Jahrzehnten – mit. Ich möchte Sie einladen, Ihre Ressourcen und Ihre Persönlichkeit als Schatz neu zu entdecken. Ich bin davon überzeugt, dass Sie und wir alle dazu beitragen können, dass die „Human Resources“ im sozialen Bereich, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von heute und morgen, ihren Weg in Freude und bestärkt weitergehen. Danke in diesem Sinn für Ihren Beitrag zu dieser Form der Nachhaltigkeit!

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