Menu
alternovum Ausgabe 3/2021

Pfr. i. R. Bernhard Lütkemöller: ein Mann des Wortes

Seit dem Frühjahr 2021 lebt er im KWA Stift in Hohenzollernpark. – Ein Beitrag von Sieglinde Hankele.

Berlin, KWA Stift im Hohenzollernpark, 22. November 2021

Bernhard Lütkemöller lebt seit dem Frühjahr 2021 im Berliner KWA-Wohnstift. Er ist Pfarrer im Ruhestand, doch alles, was er erzählt, beschreibt eher „Unruhestand“. Er vertritt kranke Kollegen, hilft in der nahegelegenen katholischen Pfarrei „Maria unter dem Kreuz“ mit. Ein Blick in seinen Oktoberplan zeigt 15 Gottesdienste. Als Orte sind Heilig-Kreuz, St. Marien und St. Ludwig gelistet – und das KWA-Stift. Die genannten katholischen Kirchengemeinden befinden sich in dem Stadtteil, in dem er nun wohnt: in Berlin-Wilmersdorf. 

Dass er sich für KWA entschieden hat, liegt an der Zusage, dass er sich im Bedarfsfall in seiner Wohnung pflegen lassen kann. Dieses Konzept hat er zunächst bei KWA in Konstanz entdeckt, sich dann jedoch für Berlin entschieden, weil er hier Freunde und Verwandte hat und sich durch Besuche über die Jahre hinweg viele Beziehungen entwickelt haben. Immer wenn er in Berlin war, ging er sonntags zum Gottesdienst in die Heilig-Kreuz-Kirche – anfangs deshalb, weil er dort den Organisten kennt. Dieser stammt aus Bocholt, wo Lütkemöller zehn Jahre lang die Pfarrei Liebfrauen leitete. Pfarrer Lütkemöller ist gebürtiger Westfale und war bis zur Emeritierung fast 40 Jahre im Bistum Münster eingesetzt. 
 

Wer einen Gottesdienst von Lütkemöller besucht, darf eine Predigt erwarten, die einerseits nah am gewählten Bibeltext bleibt, andererseits die Botschaft in die Lebenswelt der Zuhörer trägt. Der Erntedankgottesdienst war ein Familiengottesdienst. Um die Kinder zu erreichen, nannte er als Beispiele, wofür man dankbar sein kann: Menschen, die Häuser und Straßen für uns bauen oder dafür sorgen, dass wir etwas zu essen haben. „Dankbar können wir wirklich täglich sein. Wir brauchen eine Umkehr zu mehr Dankbarkeit“, sagt der 68-Jährige. Das Erntedankwochenende Anfang Oktober stand noch ganz unter dem Eindruck der Bundestagswahl, bei der Klimaschutz ein großes Thema war. Auch auf den notwendigen Schutz der Umwelt ging Lütkemöller in dieser Predigt ein. 

Wenn er predigt, spricht er frei. Zur Verstärkung des Gesprochenen wählt er passende Lieder. Gerne auch neues Liedgut, welches nach seinen Erfahrungen gut angenommen wird. Da ihm „als Mann des Wortes“ das Verfassen von Texten leichtfällt, schreibt er hin und wieder sogar selbst Liedtexte – anlassbezogen, zu einer eingängigen, bekannten Melodie. Auch für den Singkreis des Stifts hat er schon etwas geschrieben: einen Kanon zur Melodie „I like the flowers“.

Kaum dass er eingezogen war, wurde er Dr. Andreas Groß vorgestellt, dem Pfarrer der Ev. Kreuzkirche, der als Seelsorger des Stifts bis dahin etwa einmal im Monat einen Gottesdienst im Stift abgehalten hat. Nun teilen sie sich die Gottesdienste und wollen im Sinne der Ökumene möglichst viele Bewohner ansprechen. Zumindest zweimal im Jahr möchten sie einen Gottesdienst gemeinsam gestalten. 

Von den rund 3,8 Millionen Berlinern waren im Juni 2021 13,7 % evangelisch, 8,0 % katholisch. Auch andere Weltreligionen sind in Berlin vertreten. Gut 60 Prozent der Berliner gelten jedoch als konfessionslos.

Hat das Christentum, hat Religion ausgedient, den Menschen nichts mehr zu sagen? „Die christlichen Kirchen sind im Moment in einer Krise, die zum Teil auch hausgemacht ist“, sagt Lütkemöller. Und der Wohlstand verleite Menschen dazu zu denken, dass ihnen ohne Religion nichts fehlt. „Ich erlebe aber auch, dass seit Corona die religiöse Dimension wieder aufbricht“, so der Geistliche. 

Im KWA Stift im Hohenzollernpark gibt es einen Philosophiekreis. Lütkemöller kann sich gut vorstellen, dass sich auch ein Kreis bildet, der sich mit Glaubensfragen beschäftigt. 

lesen Sie außerdem

Cookies