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Prof. Dr. Joachim Ehlers
alternovum Ausgabe 2/2021

Prof. Dr. Joachim Ehlers: ein Gelehrter im Wohnstift

Seit 2016 im Stiftsbeirat, seit 2018 Vorsitzender. – Ein Beitrag von Sieglinde Hankele.

Bad Nauheim, KWA Parkstift Aeskulap, 12. August 2021

Die Freiheit des Geistes hat er beim Studium an der Universität Hamburg kennengelernt und liebt sie bis heute: Prof. Dr. Joachim Ehlers. Seit Mai 2015 lebt er im KWA Parkstift Aeskulap. Schon ein Jahr nach dem Einzug wurde er in den Stiftsbeirat gewählt – ein Gremium, das die Interessen der Bewohner vertritt. Gleich 2016 übernahm er den stellvertretenden Vorsitz, nach der nächsten Wahl, im Jahr 2018, den Vorsitz. 2020 wurde er in diesem Ehrenamt bestätigt. – Nach einem einzigen Telefonat mit ihm ahnt man, warum. Er ist sowohl ein guter Zuhörer als auch ein angenehmer Gesprächspartner. Stiftsdirektor Andreas Lorz schätzt ihn zudem für die Art und Weise, wie er das Amt ausfüllt. 

In der Regel trifft sich der Stiftsbeirat einmal im Monat. Ehlers leitet die Sitzung, Besprochenes wird protokolliert. Immer dabei ist der Hausleiter, der auf manche Anliegen sofort Antwort gibt, andere im Nachgang bearbeitet. Zudem informiert er über Neues, so zum Beispiel über Veränderungen oder Baumaßnahmen. Ein wiederkehrendes Thema war seit dem Frühjahr 2020 Corona. Andreas Lorz erläuterte wiederholt neue Bestimmungen, die sich zum Teil widersprachen – und jetzt im April einen Brief des Stiftsbeiratsvorsitzenden an die hessische Landesregierung auslösten. „Obwohl hier im Stift 95 Prozent der Bewohner zweimal geimpft sind, und zwar schon eine ganze Weile, müssen wir uns noch genauso beschränken wie zu Beginn der Pandemie.“ Das ärgert alle. 

Worüber sich alle freuen: Die Pläne der „Veranstaltungsorganisatorin und -begleiterin“ des Hauses, Petra Domning, sind Ende April so weit gediehen, dass man sie sofort realisieren könnte: sofern es erlaubt wäre. Wenn dieser Beitrag erscheint, ist hoffentlich wieder alles im Lot. Bei Veranstaltungen – wie auch bei der Tischgemeinschaft – können sich nämlich neue Bewohner sehr gut einfinden, austauschen und einander kennenlernen. Ehlers selbst habe sich so im Haus integriert. Was Veranstaltungen anbelangt, schätzt er nicht nur Hauskonzerte und Vorträge, sondern auch die Ausflüge mit dem Hausbus in die nähere Umgebung sowie Fahrten nach Frankfurt in den Palmengarten oder zum Städel Museum. 

Sein ganz großes Interesse gilt jedoch der Literatur. Der promovierte und habilitierte Historiker nennt sich, humorvoll, einen Langzeitstudenten, „inzwischen im 128. Semester“. Mittelalterliche Geschichte hat ihn so ergriffen, dass der 85-Jährige auch nach 60 Jahren noch nicht genug davon hat. Er wäre, so sagt er, am liebsten „Privatgelehrter“ geworden. Doch die wirtschaftliche Situation erlaubte dies nicht. 1949 war die Mutter mit ihm von Leipzig in den Westen gegangen, musste sich hier ein neues Leben aufbauen. In Oldenburg absolvierte der Sohn sein Abitur.

Von der Studienzeit in Hamburg schwärmt Ehlers noch heute: „Damals mussten wir noch keine Module belegen und ECTS-Punkte sammeln, sondern konnten in Eigenverantwortung Studienfächer belegen.“ Seine Professoren seien „gelehrte Persönlichkeiten“ gewesen. Das hat ihn geprägt. Längst ist er selbst ein Gelehrter. Vielleicht auch deshalb, weil er jahrelang die Semesterferien für Studien in der Nationalbibliothek Paris nutzte und sich mitten unter die Werktätigen mischte. „Als Tourist kann man ein Land und sein Volk nicht wirklich verstehen und Geschichte nicht begreifen“, so Ehlers.

Habilitiert wurde er an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, 1980 dann an die Technische Universität Braunschweig berufen, 1988 schließlich an die Freie Universität Berlin. Die Lehrstühle für Mittelalterliche Geschichte sicherten ihm jeweils nicht nur ein gutes Auskommen, sondern auch die Möglichkeit weiterzuforschen. – Sein Sohn hat einen ähnlichen Weg eingeschlagen wie er selbst, lebt mit seiner Frau und drei Töchtern in Bad Nauheim. Deshalb ist Joachim Ehlers nach dem Tod seiner Frau gerne ins Aeskulap gezogen.

Die unendliche Geduld eines Wissenschaftlers kommt seinen Mitbewohnern definitiv zugute. Auf jede Frage bekommen sie Antwort. So manches lässt sich auch ohne Hausleitung klären. „Am besten ist es, wenn es gelingt, Ärgernisse rasch zu beseitigen, sodass sie sich nicht zu Konflikten auswachsen“, ist sich Ehlers sicher. Das Team des Stiftsbeirats teilt sich die Arbeit auf. Professor Ehlers betont: „Sie alle machen ihre Arbeit sehr gerne und gut.“
 

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