Seit 1980 lebt sie in Bad Krozingen, seit 2019 im KWA Parkstift St. Ulrich. Musik und Poesie gehören zu ihr. Mitbewohner Prof. Heinrich Vahrenkamp ordnete ihr Wirken zu ihrem 100. Geburtstag ein.
Geboren in der Weimarer Republik, musste Vera Müller-Havenstein als junge Frau die Schrecken des Krieges in Berlin erleben. Ausgebombt und evakuiert, endete die Flucht mit ihrem Mann und den zwei Töchtern nach Zwischenstationen in Stuttgart. Hier fand die Familie gute Arbeitsplätze und bescheidenen Wohlstand. Nach der Pensionierung wurde Bad Krozingen zu ihrer wahren Heimat und zu ihrer Bühne.
Schon immer hatte sie gerne auf dem Bandoneon musiziert, hatte gesungen und war auch damit aufgetreten. Hier nun lernte sie die Orgel zu spielen, dann auch die Gitarre, trat wieder auf, sang, organisierte Faschingsfeiern, schrieb Büttenreden und war immer dabei, wenn es zu musizieren galt. Der Höhepunkt ihrer Karnevalskarriere war sicher der Ohrwurm "Schi, Scha, Schunkele", den sie für die Mainzer Hofsänger schrieb.
Ihre ureigenste und unübertreffliche Leistung sind aber ihre Gedichte. Sie schreibt über den Alltag, die menschlichen Schwächen und die Tücken des Daseins, im Geiste von Erich Kästner und Eugen Roth, aber in ihrem eigenen unverwechselbaren Duktus. Lebensklug, voller Esprit, mit warmer Ironie ohne jede Herablassung, besinnlich und mit scharfem Verstand lüftet sie den Schleier und schaut ihren Mitmenschen ins Herz.
Fast 15 Jahre lang ist regelmäßig eines ihrer Gedichte im Gemeindeblatt von Bad Krozingen erschienen. Damit ist sie ein lebender Bestandteil der Geschichte dieses Ortes. In den drei Gedichtbänden "Poesie im Badischen (1987)", Der Mensch an sich ... ist liebenswert (1991)" und "Kaleidoskop 2000 (1999)" sind viele ihrer Gedichte veröffentlicht. Ihre Schaffenskraft ist noch längst nicht erschöpft. Immer wieder fällt ihr etwas Gereimtes zu unserem Alltag ein. So alt sie ist, übertrifft sie doch die meisten ihrer jüngeren Mitbewohner mit ihrer Lebendigkeit.