Wohnen im Alter. – Ein Beitrag von KWA Vorstand Horst Schmieder.
Die nunmehr seit einem Jahr andauernde Corona-Pandemie stellt für ausnahmslos alle Länder und Gesellschaften eine enorme Belastung dar. Dies äußert sich in persönlichen Schicksalen, Einschränkungen der persönlichen Freiheit, existenziellen Sorgen und anderem mehr.
Für viele Unternehmen und deren Beschäftigte in Bereichen wie Gastronomie, Tourismus oder Kultur droht das wirtschaftliche Aus und eine immer noch ungewisse Zukunft. Es gibt, wie so oft, aber nicht nur Verlierer, sondern auch Branchen, die von der Krise profitieren, so zum Beispiel Lieferdienste, IT-Unternehmen und Pharma-Konzerne. Daneben gibt es auch Unternehmen, die infolge der Pandemie ihre Strategie und ihr Geschäftsmodell hinterfragen sowie Änderungen und Anpassungen vornehmen müssen.
Wir bei KWA waren – wie alle anderen – zu Beginn der Krise vor allem damit beschäftigt, unsere Bewohner und Mitarbeiter, soweit möglich, vor einer Corona-Infektion zu schützen, da sehr schnell offensichtlich war, dass dieses Virus vor allem für alte Menschen eine tödliche Gefahr darstellt.
Vorübergehend haben wir einige Leistungsversprechen, auch aufgrund behördlicher Anordnung, erheblich einschränken müssen. Dank des Einfallsreichtums unserer Bewohner, Mitarbeiter und ehrenamtlicher Helfer ist es gelungen, zumindest ein wenig Abwechslung in den stark eingeschränkten Alltag zu bringen.
Dennoch blieb die Sorge, ob unsere Wohnstifte und Pflegeeinrichtungen dauerhaft betreut werden können, wenn die Angst von Mitarbeitern vor einer Infektion Oberhand gewinnen würde. Unsere Sorge, im Zug der Pandemie viele Mitarbeiter zu verlieren, hat sich erfreulicherweise nicht bestätigt. Das spricht für die sehr gute Arbeit unserer Hausleiterinnen und Hausleiter.
Inzwischen haben fast alle Stiftsbewohner sowie die Mehrheit der Mitarbeiter eine Corona-Schutzimpfung in Anspruch genommen, sind dadurch vor einer Infektion geschützt. Über kurz oder lang können Bewohner hoffentlich wieder unbeschwert bei uns leben, Mitarbeiter wieder unbeschwert bei uns arbeiten.
Dennoch zeigt uns die Krise, die ja noch nicht ausgestanden ist, wie schnell bewährte Konzepte infrage gestellt werden können. Wohnen und Service sowie Begleitung und Pflege konnten nicht in gewohnter Weise umgesetzt werden. Deshalb werden wir die Konzeption des Wohnens im Alter bei KWA weiterentwickeln. Dies betrifft vor allem die Bereiche Mobilität, Gesundheitsförderung und Prävention, Sicherheit und Gastronomie sowie hauswirtschaftliche Dienstleistungen und Pflege. In allen genannten Bereichen kann die Digitalisierung und die Nutzung künstlicher Intelligenz neue Möglichkeiten erschließen.
Mobilität
Derzeit bemühen wir uns darum, in und rund um unsere Einrichtungen genug Parkmöglichkeiten zu schaffen für Fahrzeuge von Bewohnern und Mitarbeitern. Doch vielleicht schon bald werden eigene Fahrzeuge für viele Menschen – und somit auch zahlreiche Parkplätze – überflüssig. Die immer attraktiver werdenden Car-Sharing-Angebote werden auch für ältere Menschen interessant, wenn autonomes Fahren damit verbunden ist. Ein Angebot an Bewohner zur Nutzung entsprechender Fahrzeuge könnte KWA durch Kooperationen bewerkstelligen.
Sicherheit
Zutrittssysteme können schon heute so individuell gestaltet werden, dass kein Außenstehender mehr ungeprüft eine Einrichtung betreten kann. Damit werden wir uns wahrscheinlich schon in Kürze befassen, zum Nutzen von Bewohnern und Mitarbeitern.
Neben der Zutrittskontrolle bieten sich natürlich alle unter dem Stichwort „smarthome“ zusammengefassten passiven Sicherheitssysteme wie Notrufe, das Erkennen von Stürzen in den Wohnungen; Sprechanlagen mit Bildunterstützung etc. an, wobei bei allen diesen Systemen die Frage des Datenschutzes berücksichtigt werden muss.
Gastronomie
Durch den Einzug digitaler Systeme ergeben sich völlig neue Möglichkeiten der Beschaffung von Lebensmitteln, aber auch bei der Zubereitung von Speisen. Das gastronomische Angebot kann dann noch individueller auf die speziellen Bedürfnisse von Bewohnern zugeschnitten werden. Informationen über die Herkunft der Produkte, deren Zusammensetzung und Eignung in Bezug auf vorliegende Unverträglichkeiten können in Zukunft interaktiv abgerufen werden.
Hauswirtschaft
Auch Reinigungstätigkeiten in großflächigen Gemeinschaftsbereichen können von Automaten erledigt werden – an den Einsatz von Spülautomaten haben wir uns längst gewöhnt.
Pflege
Die Vision von „Pflegerobotern“ ist für viele keine angenehme Vorstellung. Doch das muss nicht so sein, da Roboter bei KWA nicht die Pflegekraft ersetzen, sondern allenfalls unterstützen sollen – dann, wenn entsprechende Geräte verfügbar sind. Roboter könnten beispielsweise zur Arbeitserleichterung im Hintergrund eingesetzt werden, oder bei der Aufnahme von Daten.
Wir setzen heute schon darauf, dass wir über die „ambulante Versorgung“ besser auf die individuellen Bedürfnisse unserer Bewohner eingehen können. Zur Umsetzung dieses Konzepts benötigen wir eine ausreichende Zahl von Plätzen für ein Angebot der „Tagespflege“, welches sowohl von den Bewohnern des Wohnstifts wie auch von externen Interessenten aus dem „Quartier“ – also der näheren Umgebung – in Anspruch genommen werden kann. Wir entwickeln dieses Leistungsangebot, für welches wir den Begriff „Sorgestrukturen“ gewählt haben, stetig weiter: mit dem Ziel, bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen (z. B. Pflegebedürftigkeit) die notwendige Unterstützung leisten zu können sowie Teilhabewünsche zu ermöglichen.
Natürlich denken wir darüber nach, wie wir eine qualitativ hochwertige Pflege und Begleitung trotz des Mangels an qualifizierten Pflegefachkräften sicherstellen können. Hierzu gibt es jetzt schon vielversprechende Konzepte, die jedoch wegen der (noch) gesetzlich vorgeschriebenen und wenig flexiblen Fachkraftquote noch nicht umgesetzt werden können.
Gesundheit / Prävention
Schon heute hält KWA eine Vielfalt von Angeboten vor, die es Stiftsbewohnern ermöglicht, sich körperlich und geistig fit zu halten. Über den Ausbau des digitalen Netzwerks können und wollen wir außerdem einen Zugang zu Telemedizin bieten. Doch bezüglich Gesundheit und Prävention sehen wir noch ein großes, nur zum Teil geschöpftes Potenzial. In kaum einem anderen Bereich wird mehr geforscht und entwickelt. Wissenschaft und Forschung liefern ständig neue Erkenntnisse, gerade auch in Bezug auf die Möglichkeiten, die für Menschen auch in hohem Alter noch gegeben sind. Dabei spielt Bewegung eine wichtige Rolle. KWA baut seine Angebote zu Gruppen- und individuellem Training mit speziell für ältere Menschen entwickelten Geräten und Programmen aus. Hierbei nutzen wir Kooperationen mit Universitäten und Herstellern. Zudem setzen wir auf neue Konzepte, um die medizinische Betreuung in den Wohnstiften zu verbessern.
Für all diese angedachten Veränderungen werden wir bei KWA zukunftsfähige Konzepte im Sinne unserer Bewohner entwickeln. Konzepte, die das Leben und Wohnen im Alter noch angenehmer und sicherer machen. Konzepte, die sicherstellen, dass Menschen weiterhin gerne bei KWA leben und arbeiten.
Die menschliche Hand, menschliche Empathie und Gespräche von Mensch zu Mensch werden in KWA-Einrichtungen auch in Zukunft einen hohen Stellenwert haben. Desgleichen wollen wir so bald wie möglich das rege gesellschaftliche Leben in unseren Wohnstiften wiederaufleben lassen. Denn über allen Konzepten steht das Leben in Gemeinschaft, das sich ältere Menschen wünschen, wenn sie bei KWA einziehen.
Dabei werden wir unsere Pläne, unsere KWA-Wohnstifte in das jeweilige Gemeinwesen einzubeziehen (Stichwort Quartiersbezug) fortführen, sowie es die Situation erlaubt. Hierbei geht es uns um die Interaktion und Integration des KWA Wohnstifts im jeweiligen Gemeinwesen, zum Nutzen der Bewohner, aber auch als Nutzen (Gewinn) für die Gemeinde bzw. das unmittelbare Umfeld. Dies kann über eine Vielzahl von – teils öffentlichen – Veranstaltungen, über ehrenamtliches Engagement unserer Stiftsbewohner sowie die Öffnung der vorhandenen Infrastruktur unserer Häuser für ausgewählte Gruppen erreicht werden.
Die menschliche Hand, menschliche Empathie und Gespräche von Mensch zu Mensch werden in KWA-Einrichtungen auch in Zukunft einen hohen Stellenwert haben.
Horst Schmieder, KWA Vorstand