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alternovum Ausgabe 3/2020

Darum haben die Götter das Spiel erfunden

Über die Historie und die Bedeutung von Spielen im Wohnstift. – Ein Beitrag von Gisela Hüttis.

Ottobrunn, 06. Januar 2021

Laut der griechischen Mythologie erfanden die Götter das Spiel – und wohl nicht nur in Griechenland. Denn: Auf einer Dachplatte eines ägyptischen Tempels wurde ein Mühlespielplan entdeckt, der etwa aus dem Jahr 1400 v. Chr. stammt. Mühle war auch im alten Rom ein beliebtes Spiel, in den Varianten „Mola“ (Große Mühle) und „Mola rotunda (Kreismühlespiel). Gespielt wurde auf Spielbrettern aus Holz, Elfenbein, Marmor oder Ton, zudem auf öffentlichen Plätzen. Der Spielplan wurde nach Belieben dann einfach schnell in den Steinboden eingeritzt. Ein anderes bemerkenswertes Zeugnis findet sich in der Aachener Pfalzkapelle. Auf dem Königsthron Karls des Großen kann man auf einer der Marmorplatten die Linien eines antiken Mühlespiels erkennen. Vom 11. bis zum 18. Jahrhundert n. Chr. gehörte das Mühlespiel zu den beliebtesten Spielen in Europa.

Heute gibt es eine Fülle an Spielen und auch zahlreiche wissenschaftliche Betrachtungen über das Spiel. Der Soziologe Rogers Caillois charakterisierte Spiele durch vier Prinzipien, die aber auch in Kombination vorkommen können, und zwar:

•    Agon (Wettkampf)
•    Alea (Zufall)
•    Mimikry (Maske) und
•    Ilinx (Rausch).

Bei der Entwicklung von Kindern kommt dem Spiel eine besondere Bedeutung zu. Freispiel, aber auch angeleitetes Spiel sind feste Bestandteile des Alltags in Kindertagesstätten und Kindergärten. Seit in Senioren- und Pflegeeinrichtungen die Tagesgestaltung an Bedeutung gewonnen hat, gehören Spiele aber auch zur Arbeit mit Senioren. Denn: Alle alten Menschen kennen Spiele aus ihrer Jugend, aus einer Zeit, in der noch nicht Fernseher und Computer die sogenannte Freizeit dominiert haben. Es sind auch nicht unbedingt spezielle Spiele für Senioren erforderlich. Bei Einschränkungen der Sehfähigkeit oder der Feinmotorik helfen entsprechend größere Figuren, Kegel, Steine und Spielflächen. Speziell für Senioren entwickelte Spiele sollen in erster Linie den Teilnehmern Freude machen, die Sinne anregen, Erinnerungen wecken und insgesamt die Alltagskompetenzen stärken. Aber auch die digitale Spielewelt ist für Senioren interessant, sei es der fehlende Schachpartner, der online gefunden wird, und anderes mehr.

Bei uns im Haus sind Spiele wie Domino und Memory fester Bestandteil der wöchentlich angebotenen Aktivitäten in der Tagesbetreuung. Einige Bewohner treffen sich privat zum gemeinsamen Spielenachmittag und spielen mit Begeisterung beispielsweise Triominos – eine Variante von Domino. Eine andere Bewohnerin ist passionierte Bridgespielerin. Zum Bridgespielen schließt man sich am besten einem Bridgeclub an, um mit ausreichend Spielern zusammenzukommen. Wegen Corona sind die beiden Bridgeclubs, in denen sie mitspielt, jedoch noch nicht wieder aktiv. Hoffentlich kann es im nächsten Frühjahr wieder losgehen mit: Gebot abgeben, passen, kontrieren und rekontrieren. Denn Spielen gehört zum Leben.

… der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.

Friedrich Schiller

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