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alternovum Ausgabe 1/2021

Das geht aber nicht

Eine Geschichte von Dr. med. Ursula Groß.

Berlin, 18. April 2021

Am 18. April habe ich Geburtstag und möchte dieses Datum zum Anlass nehmen, Ihnen heute eine ungewöhnliche Geschichte zu erzählen.

1952 stand ich als junge Medizin-Studentin im Büro der Universitätsklinik in Hamburg-Eppendorf, um eine Bescheinigug über eine Teilnahme an einem Augenspiegel-Kurs zu erhalten. Vor mir stand ein Kommilitone mit demselben Anliegen. Als er seinen Namen sagte, Edgar Groß, und sein Geburtsdatum 18.4.26, rief ich empört: „Das ist doch mein Geburtsdatum!“ Wir zeigten uns gegenseitig unsere Studentenausweise und richtig – wir waren am selben Tag zur Welt gekommen: am selben Tag – im selben Monat und im selben Jahr! Nun kam die Frage: Wer ist älter?? Für ihn war klar, dass er der Ältere sei. Na gut, dachte ich – so war es eben.

Aus unserem Kennenlernen wurde Freundschaft, aus Freundschaft – Liebe und später eine Hochzeit. Wir hatten drei Kinder und mein Mann erzählte ihnen immer, dass er der Ältere und Würdigere sei, das merke man doch. 
Eines Tages, wir lebten damals in Paris und hatten einen Onkel, einen Physiker, eingeladen, der plötzlich fragte: „Edgar, wie kommst du eigentlich darauf, dass du der Ältere bist?“ Er bewies uns, dass wir falsch gerechnet hatten: Ich war am 18.4.26 in Porto Alegre in Brasilien geboren und er mit selbem Datum in Berlin. Wir hatten fälschlicherweise die Geburtszeiten vor- statt zurückgerechnet und siehe da: Ich war die Ältere.

Ab sofort hieß es, wenn ich auf einer Wanderung mal müde wurde: Was so fünf Stunden ausmachen!  Oder flapsig und uncharmant: Man sollte nie eine ältere Frau heiraten!

Für unsere Kinder gab es drei große Feiertage im Jahr: Weihnachten – Ostern – Elterngeburtstag.
Eines Tages kam Mathias, unser Ältester, sechs Jahre alt, ganz aufgeregt nach Hause. Die Mutter seines Schulfreundes hatte Geburtstag… Und sein Vater nicht!!! Da war doch etwas nicht in Ordnung... Er war fassungslos.

Als wir dann später nach Deutschland kamen, sind wir zehnmal umgezogen, und wenn ich uns polizeilich anmeldete, bekam ich jedes Mal die Anmeldung zurück, mit dem Vermerk: „Sie haben sich verschrieben, ein Geburtsdatum stimmt nicht.“ Das gipfelte in Oberbayern in Schongau in einer scharfen Bemerkung der Beamtin: „Das geht aber nicht, die Maschine nimmt das nicht an.“ Wir mussten tatsächlich unsere Geburtsurkunden zeigen!

Jetzt am 18. April musste ich wieder an diese Geschichten denken.

 

Copyright: Dr. Ursula Groß

Die Autorin

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