.... der aufstieg, um den Himmel zu erobern. – Ein Beitrag von Christiane Reese.
1978 wurde Heinz Kröger von einem Bekannten zu seiner ersten Ballonfahrt eingeladen und sofort war er vom Fieber des Ballonfahrens gepackt. Den Ingenieur für Elektrotechnik faszinierte die Freiheit, im Raum zu schweben und dem Himmel so nah zu sein.
So war der Entschluss schnell gefasst und er begann seine 5-jährige Ausbildung zum Ballonfahrer. Alleine 60 Theoriestunden lang lernte er Metrologie, Gaskunde und Technikvorgaben, zudem absolvierte er eine Funksprechprüfung, welche damals noch bei der Deutschen Post abgenommen wurde.
Heinz Kröger ist aber kein Heißluftballonfahrer, ihn begeistern Gasballons. Während ein Heißluftballon stets Geräusche beim Gaslassen erzeugt und es dazu noch relativ heiß wird, herrscht beim Gasballon absolute Ruhe, sofern auch die Mitfahrer schweigen. Wenn er über seine Eindrücke berichtet, glänzen die Augen und er schwärmt von den besonderen Momenten der Stille, der unendlichen Weite bei klarer Sicht, von den Abend- und Nachtfahrten, dem Erleben eines Sonnenuntergangs hoch oben und dem ganz besonderen Moment – dem Sonnenaufgang und dem Erwachen der Natur.
Seine Ehefrau begleitete ihn oft und nahm an den großen Frauen-Ausfahrten teil. Seine Kinder verfolgten die Fahrten aufmerksam und waren oft als Abholer eingeplant. Heinz Kröger unternahm in den 40 Jahren über 450 Fahrten mit mehr als 2.000 Flugstunden und er schätzt, dass er gut 1.000 Passagiere mit im Korb hatte.
Heinz Kröger ist inzwischen alleine, zog Anfang 2021 in das KWA Caroline Oetker Stift. Der 82-Jährige hat sich schnell im Wohnstift eingelebt und genießt es, sich hier mit interessierten Mitbewohnern über seine Leidenschaft auszutauschen.
Für den Start eines Gasballons braucht man eine gute Mannschaft, mindestens vier starke Männer. Es dauert rund anderthalb Stunden, bis dann der Ballon den Boden verlässt. Diese Ballons in die Luft zu bringen ist zeit- und personenintensiv, dazu auch teurer als die Heißluftballons. Das ist sicher der Grund, warum es immer weniger werden. In den großen Zeiten des Gasballons gab es weltweit ca. 110 Exemplare; davon befinden sich heute 30 in Deutschland.
Heinz Kröger genoss seine Fahrten, berichtet von Eindrücken wie den Überflug von Gefängnissen oder auch, wie es ist, einem Bauern beim Start in den Tag einen „Guten Morgen“ aus der Höhe zu wünschen. Von Marl bis Antwerpen hat er elf Stunden gebraucht; andere Fahrten führten nach Oxford, Malmö oder bis an die Rumänische Grenze; dabei konnte er viele atemberaubende Landschaften von oben sehen.
Am beeindrucktesten waren für ihn Fahrten nach Italien. Und in den Alpen erlebte er auch seine gefährlichste Fahrt: als er am Bietschhorn in eine Felsspalte fuhr und an den Felsen herab schrammte. Zum Glück landete er unversehrt mit einem heilen Ballon auf einer frisch gemähten Wiese und der Bauer bewirtete ihn nach diesem Schrecken. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit von Menschen, die er auf seinen Fahrten kennenlernen durfte, berühren ihn bis heute.
„Ein guter Ballonfahrer muss gute Nerven haben und die Ruhe bewahren“, sagt Heinz Kröger. „Man braucht außerdem Leidenschaft, Fürsorge für den Ballon und seine Fahrgäste und sollte immer darauf achten, dass der Korb ordentlich gepflegt und aufgeräumt ist.“ Langsam werden die Gasballonfahrer und die zugehörigen Mannschaften in Deutschland immer weniger. Dies bewog ihn dazu, 2019 seinen Ballon zu verkaufen. Doch das hält ihn nicht davon ab, weiterhin als Gast mitzufahren. Er wartet darauf, dass nach Corona wieder Ausfahrten möglich sind, denn es gibt „von da oben“ immer noch viel für ihn zu entdecken.