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alternovum Ausgabe 3/2021

Puzzlestücke für Erinnerungen

Soziale Betreuung im Wohnbereich Pflege des KWA Parkstifts Aeskulap.

Bad Nauheim, 27. November 2021

„Mir ist wichtig, dass wir allen Bewohnern die bestmögliche Förderung zukommen lassen“, sagt Isolde Standfest. Sie leitet im KWA Parkstift Aeskulap die soziale Betreuung in den Pflege-Wohnbereichen, setzt ihre vier Betreuungskräfte und sich selbst – im Sinne des Sozialgesetzbuchs (SGB XI) – mit Betreuungs- und Aktivierungsmaßnahmen für das Wohlergehen der 48 Menschen ein, die derzeit im Stift „stationär“ gepflegt werden. 
Gleich beim Einzug werden nicht nur Daten, sondern auch Handicaps und biografische Eckpunkte erfasst: damit man passende Angebote machen kann. 

Ist jemand bettlägrig und nur noch bedingt aufnahmefähig, ist es immer noch möglich, diesem Menschen in Einzelbetreuung etwas Gutes zu tun. In „leichteren Fällen“ können am Pflegebett gemeinsames Blättern durch Alben oder gemeinsame Bildbetrachtung – bspw. von Landschaften, die der Person vertraut sind – Erinnerungen geweckt und kleine Gespräche geführt werden. Gleiches lässt sich, je nach Präferenz, mit Musik, Spaziergängen oder Blumenpflücken erreichen. Auch Tastsäckchen werden gerne in der Aktivierung eingesetzt. In „schwereren Fällen“ kann oft noch durch Hand-, Fuß- oder Schultermassage bzw. durch Düfte oder Musik und persönliche Zuwendung ein erkennbares Wohlgefühl erzielt werden. 

Zu den Gruppenangeboten der sozialen Betreuung gibt es einen Wochenplan, der auf jeder Etage im Gruppenraum realisiert wird: Der Start in den Tag ist für alle, die dazu in der Lage sind, ein gemeinsames Frühstück, verbunden mit der Möglichkeit, sich an einem vielfältigen Buffet selbst zu bedienen. Das wird gerne genutzt, nicht jeden Tag zum Gleichen gegriffen, auch mal eine neue Marmelade probiert. Die Betreuungskraft liest aus der Zeitung vor. 

Was sonst noch zur Aktivierung auf dem Wochenplan steht? Sturzprävention unter Anleitung einer Krankengymnastin, die unter anderem Bänder und Bälle einsetzt und bei passendem Wetter mit den Teilnehmern auch mal auf die Terrasse geht. In der Gedächtnisrunde kommt vom Kreuzworträtsel bis hin zu Wortbildungsspielen alles zum Einsatz, was das Memorieren fördert und den Teilnehmern gefällt. Die Vorlieben der Bewohner werden natürlich auch bei den Spiel- und Leserunden berücksichtigt.

Die Lesestücke – Geschichten oder Märchen – orientieren sich aber auch am Aufnahmevermögen und den Reaktionen der Teilnehmer. Aktuell sehr beliebt ist das Buch „Als Oma das Papier noch bügelte“. Es gibt den Zuhörern die Möglichkeit, zu ergänzen, woran sie sich erinnern. An Zeitungszuschnitte, die als Klopapier dienten, oder an Zeitungsknäuel, die zum Trocknen von Schuhen benutzt wurden. 
 

Bei Spielrunden kommen Brettspiele und Puzzle zum Einsatz; oder Geschicklichkeitsspiele, die nicht nur vergnüglich sind, sondern auch Bewegungsabläufe schulen: Kegeln oder das Werfen von Ringen beziehungsweise Klettbällen erfordert zudem Konzentration. Auch eine „Wunschaktivierung“ gibt es: Dann lässt sich die Betreuungskraft auf das Gewünschte ein. Kreatives Gestalten orientiert sich an den verbliebenen Möglichkeiten und an der Jahreszeit.

Isolde Standfest ist jeden Tag bei der Pflegeübergabe dabei, sodass sie von Veränderungen und Erkrankungen erfährt und auch die Wahrnehmungen der Betreuungskräfte einbringen kann. „Eine optimale Betreuung ist nur im Zusammenspiel mit der Pflege möglich“, sagt Isolde Standfest. Sie selbst ist ausgebildete Altenpflegerin, war lange Zeit Pflegedienstleiterin im Stift. Sie hat die Pflege im Aeskulap mit aufgebaut. Zum Abschluss des Berufslebens bringt sie seit dem Frühjahr 2020 ihren ganzen Erfahrungsschatz in die Betreuung und Aktivierung ein. 
 

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